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Ein Rausch der
Farben. Bericht über eine
herrliche Kultur-Reise in die Provence und die Cote d’Azur. Frau Ruth Krebs
hatte ja auch in den Pfarrnachrichten für diese Reise geworben und wieder
fanden sich fast dreißig Unternehmungslustige (auch etliche Bonifatianer) für
diese – zugegeben nicht ganz preisgünstige - Fahrt. Der Titel der von
Frau Krebs und Herrn Marc Pusch zusammen mit „Biblische Reisen“
ausgearbeiteten Tour traf voll zu. Herrliches Wetter bei ca. 22 Grad, die Farben
des Mittelmeeres, der Küste und der Seealpen und natürlich der vielen
Kunstwerke der Künstler, die in diesem bezaubernden Fleck Südfrankreichs
lebten und z.T. dort auch begraben sind, versetzten uns tatsächlich in eine Art
Rausch – der viel zu schnell endete. Nicht zu vergessen sind natürlich die
abendlichen Genüsse der französischen Kochkunst und des Kellers. Das von uns
auf einem Felssporn bei Eze – natürlich mit herrlichem Rundblick über das
Meer - selbst gestaltete Picknick ließ alle jubeln. Jeden Tag gab es
eine geistliche Besinnung – ja auch das sollte nicht zu kurz kommen! Frau
Marianne Vogler übte mit uns etliche Kanons, die wir dann in verschiedenen
Kirchen zur Ehre Gottes und unserer Freude sangen. Frau Krebs trug Gedanken zum
jeweiligen Tag vor. Das von ihr wie immer hervorragend gestaltete Begleitheft
gewährte Einblicke in Geschichte, Kultur und Geist der Landschaft. Hier die Stationen
der Reise: Aix-en-Provence (die Hauptstadt der Provence) mit dem traumhaften
Blick auf die Montagne Sainte-Victoire (oft von Paul Cezanne gemalt, der in Aix
gelebt hatte). Dort feierten wir auch unseren Sonntagsgottesdienst – alle,
auch unsere evangelischen Mitreisenden, nahmen daran teil. In der gotischen
Kathedrale findet sich das berühmte Gemälde „Der brennende Dornbusch“, das
von Moses auf Maria hinweist. In Le Thoronet
wanderten wir durch die zisterziensische Klosteranlage. In Grasse, einem der
Zentren der französichen Parfümherstellung, besichtigten wir eine weltbekannte
Firma und wissen seitdem mehr über die kostbaren Düfte. Aber die Kathedrale
von Grasse Notre-Dame-du-Puy bezauberte uns genauso. Von Cannes aus –
wer kennt nicht die Filmfestspiele – unternahmen wir Ausflüge nach Vence
(dort hat Henri Matisse eine Rosenkranzkapelle ausgemalt) und besuchten in
Saint-Paul-de-Vence das Grab von Marc Chagall, der als Jude auf einem
katholischen Friedhof beerdigt wurde – bekannt sind ja seine herrlich
farbenfrohen Kirchenfenster, die eine Auseinandersetzung des
Alttestamentarischen mit dem Christlichen aufweisen. Hoch über dem
mittelalterlichen Festungsstädtchen befindet sich eine der wichtigsten
Sammlungen moderner Kunst, die Fondation Maeght – wir besichtigten den durch
Joan Miró gestalteten poetischen Garten und die Ausstellungen. Im Grinaldi-Schloss
von Antibes wurden Werke von Pablo Picasso bestaunt – durch die künstlerische
Deutung durch Marc Pusch wurde ein Fenster zum Verständnis dieser Kunst
aufgestoßen. In Cagnes-sur-Mer
hatte Piere-Auguste Renoir seinen Lebensabend verbracht – wir besuchten sein
Atelier inmitten eines Orangen- und Olivenhains. In Cannes schließlich
bewunderten wir ausführlich Chagalls Museum der Biblischen Botschaft – wieder
ein Rausch der Farben. Menton verdankt Jean
Cocteau den von ihm ausgemalten Hochzeitssaal im Rathaus, in Eze fand das
lukullische Picknick statt, es fiel dann fast etwas schwer, den steilen Weg zum
botanischen Garten zu bewältigen, jedenfalls denen, die mehr als zwei Glas Wein
und den ortstypischen Limoncello getrunken hatten. Soll ich gestehen, dass ich
dazugehörte? Jedenfalls waren wir wieder fit als wir dann kurz Monaco besuchten
und die Umgebung der Spielbank von Monte Carlo bewunderten. Keiner von uns hatte
Lust (oder war es das Fehlen des nötigen Kleingeldes oder der zwangsweise kurze
Aufenthalt?) zu spielen. Naja, wir haben das arme kleine Land dann halt nur
durch unsere Postkarten- und Briefmarkenkäufe unterstützt. Eine aufregende
Fahrt durch die düsteren und steilen Seealpen (inklusive eines kleinen
Busunfalls) führte uns zu Notre-Dame-des-Fontaines in La Brigue – genannt
auch die Sixtinische Kapelle der Seealpen – voll mit mittelalterlichen Gemälden
des Lebens Jesu. In Villefranche
hatte Jean Cocteau eine Petrus-Kapelle mit Szenen aus dem Leben des ersten
Papstes ausgeschmückt. Dort verbrachten wir dann – und ich einen besonderen -
Tag in den herrlichen Gärten hoch über dem Meer, die eine Baronin Rothschild
hatte anlegen lassen. Die mit Musik unterlegten Wasserspiele verführten
zumindest einen Teilnehmer einige Can-Can-Sprünge zu wagen. Ja, ja, der Rausch
der Sinne! Der Abschlussabend
in Nizza, der Hauptstadt der Cote d’Azur ging schnell und heiter – auch
durch die von mir kommentierte und inszenierte Pantomime mit dem (wenig
rauschhaften) Titel „Die alte deutsche Eiche“ – vorbei. Am Tag unseres
Abflugs wurden dann noch den Gräbern von Raoul Dufy und Henri Matisse in Cimiez
die Ehre erwiesen und das stilvolle Matisse-Museum besucht. Wir alle waren voll
des Lobs über die gelungene Leitung und Programmgestaltung und die herrlichen
Eindrücke. Schade, dass auch ein schöner Rausch einmal ein Ende hat. Gerhard
Schmidt-Grillmeier |