Gerhard Schmidt-Grillmeier

 

 

 

Kurze Zusammenstellung der 

Geschichte der Cleveland International Fellowship in Deutschland e.V. – Verein zur Förderung des internationalen Austausches von Jugend- und Sozialarbeitern.

 

Short Survey of the History of the Cleveland International Fellowship in Germany e.V. – an Organisation to Promote International Exchanges for Youth Leaders and Social Workers.

 

 

 

 

 

“Mein Leben wurde gerettet. Ich möchte mein Leben dem Grundsatz widmen, dass etwas wie der Holocaust nie mehr geschieht. 

Der Mensch, besonders die Jugend muss frühzeitig lernen, religiöse, rassische und andere Unterschiede zu respektieren, 

sich zu verstehen und zusammen zu leben.“  (Henry B. Ollendorff nach den Erinnerungen seiner Frau Martha)

 

 

„My life was saved. I want to dedicate my life to assuring that something like the Holocaust never happens again. 

People, especially youth must learn early to respect religious,  racial or other differences, understand each other 

and to live together.” (Henry B. Ollendorff as remembered by his wife Martha)

 

                                                                                                   2      

  1. Einführung – Henry B. Ollendorff
  2. Geschichte des Cleveland International Programs (CIP)
  3. Die Cleveland International Fellowship (CIF)
  4. Die Cleveland International Fellowship in Deutschland (CIF/G)
  5. Anlagen

 

1.        Introduction – Henry B. Ollendorff

2.        History of the Cleveland International Program (CIP)

3.        The Cleveland International Fellowship (CIF)

4.        The Cleveland International Fellowship in Germany (CIF/G)

5.        Appendix

 

Dieser Bericht wurde von Gerhard Schmidt (1971 im Programm) mithilfe von Gisela Senssfelder (1957) verfasst. 

Anita Gerdes (1958) und Herbert Schüttler (1968) gaben Hinweise.

Kontakt/contact: schmidt-grillmeier@online.de

Übersetzung/translation : Gisela Senssfelder

This survey was written by Gerhard Schmidt (CIP-participant in 1971) with the assistance of Gisela Senssfelder (1957). 

Anita Gerdes (1958) and Herbert Schüttler (1968) gave further informations.

 

Berlin , Mai/May 2001

                                                                                    

     

1. Einführung – Henry B. Ollendorff.

 

Die Gedanken, die Martha Ollendorff für die „CIF World News“ vom August 1999 niederschrieb, sagen mit wenigen Worten das aus, 

was die Cleveland International Fellowship bedeutet.

 

Nach der Erfahrung, die  Heimat Deutschland verlassen zu müssen, widmete er sein Leben  den oben postulierten Grundsätzen.

 

Heinz Ollendorff wurde 1907 als Sohn eines Augenarztes in Esslingen geboren, wuchs aber in Darmstadt auf. Nach dem Studium

promovierte er 1929 in Jura an der Universität Heidelberg.

Beim Studium in Berlin hatte er seine spätere Frau Martha kennen gelernt, sie heirateten 1934. Durch die nationalsozialistischen 

Rassegesetze wurde er in seiner Arbeit als Jurist stark behindert. Er kam sogar dreizehn Monate in Einzelhaft, musste danach aber 

freigesprochen werden. Er verließ 1938 Deutschland, seine Frau folgte ihm 1939 nach und beide wurden amerikanische

 Staatsbürger. 

Henry studierte in New York erneut, diesmal Sozialarbeit. Er arbeitete dann mit unterprivilegierten Kindern in Cleveland, Ohio.

                                                                      

Freunde aus aller Welt beklagten am 10.2.1979 den Tod von Henry B. Ollendorff. Der Gedenkgottesdienst fand am 13.2.1979 

in der St. Paul´s Church of Cleveland Heights statt. In Cleveland ist Henry auch bestattet.

 

2. Geschichte des Cleveland International Programs (CIP).

 

1954 hatte das amerikanische Außenministerium Henry im Rahmen des Umerziehungs-Programms für Deutsche für fünf Monate ins 

Haus Schwalbach im Taunus gesandt um Kurse für deutsche Jugendleiter und Sozialarbeiter zu leiten. Durch diese Begegnung mit 

jungen Deutschen kam ihm der Gedanke, ein Austauschprogramm – zunächst nur für junge Deutsche – ins Leben zu rufen.

 Unterstützung erhielt er vom bundesdeutschen Jugendministerium, welches bereit war Reisestipendien zur Verfügung zu stellen und 

auch zu den Kosten in den USA beizutragen. Neben diesen Stipendien stellte auch die deutsche Fulbright-Kommission ab 1956 für 

einige Jahre fünf Reisestipendien zur Verfügung. Bürger von Cleveland stellten sich als Gastgeber zur Verfügung und die

 US-Regierung gab Geld. Henry flog nach Bonn und wählte die ersten 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus.

1956 reisten die ersten Teilnehmer/innen mit dem Schiff in die USA um das Leben in einer freien Gesellschaft kennen zu lernen und 

um ihre Erfahrungen an junge Menschen in ihrer Heimat weiterzugeben. Auf Anregung dieser Pioniergruppe wurde das Programm 

dann auf andere Länder ausgedehnt.     

Das „Cleveland International Program“ (ab 1965  „Council of International Programs for Youth and Social Workers Federation”) war 

geboren.. Der Sitz des CIP wurde Cleveland/Ohio, USA.

1958 bot die deutsche Bundesregierung ein ähnliches Programm für Amerikaner/innen in Deutschland an. 1965 lud die französische 

Regierung ebenfalls zu einem Programm ein.

 

3. Die Cleveland International Fellowship (CIF).

 

Die CIF wurde am 6.11.1960 während der internationalen Konferenz in Hamburg gegründet. Am 26.5.1964 wurde sie als „Cleveland 

International Fellowship“ (CIF) in das „Vereinsregister 1636 (neu)“ des Amtsgerichts Stuttgart unter der Nummer 1 eingetragen. Nach 

deutschem Recht musste der Zusatz „Verein zur Förderung des Internationalen Austausches von Jugend- und Sozialarbeitern“

 angefügt

werden. Die Satzung wurde in deutscher (sie war verbindend) und englischer Sprache ausgearbeitet. Später wurde sie in „Council 

of International Fellowship“ umbenannt.

Das erste Emblem der CIF wurde 1960 bei der Hamburger Konferenz von John Berge, Norwegen und Ralf Örjes, Schweden

entworfen.                                  

Von 1960 bis 1971 befand sich das internationale Sekretariat in Deutschland, wurde 1971 nach Schweden    verlegt, kam aber

1975  erneut nach Deutschland und wurde beim Amtsgericht Bonn ins Vereinsregister (Nr. 4396 v. 28.6.1979 )

eingetragen.                         

Die Zeitschrift „Cleveland International“ ist älter als die CIF, die erste Nummer wurde schon 1959 verschickt und damals von Marlies 

Hornberger und Gisela Senssfelder (beide nahmen 1957 am CIP teil) versandt.

 

4. Die Cleveland International Fellowship in Deutschland (CIF/G).

 

Die CIF/G war anfangs die aktivste Sektion alles CIFs und hatte im internationalen Vergleich auch die meis-ten Mitglieder. Bei Grün-

dung der CIF 1960 waren 93 Deutsche unter den insgesamt 148 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 1965 gab es 127, 1970 sogar 

170 und 1999 145 zahlende Mitglieder (2000 waren es 132). Der Mitgliedsbeitrag beträgt zur Zeit DM 50,-- jährlich und wird ab

 2002 € 30 betragen.

1971 übernahm die deutsche Sektion (bis dahin ohne eigene Satzung) die alte internationale Satzung und fügte der Kürzel „CIF“ das

 „G“ hinzu.

Deutsche CIP-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer or-ganisierten die ersten internationalen Konferenzen: 1958 in Henrys Heimatstadt 

Darmstadt, dann folgten 1959 Konferenzen auf Burg Liebenzell und 1960 in Hamburg.

Die erste Konferenz, die unter dem Namen der CIF lief, fand 1962 in Dassel/Solling statt und bestand aus  einem fünftägigen

 Seminar 

mit anschließendem geselligen Wochenende. 1964 gab es dann die erste  CIF-Konferenz im Ausland (Niederlande). Die CIF/G

 organisierte dann noch drei internationale Konferenzen, jeweils zu den 5-, 15- und 20-jährigen Jubiläen der CIF (1965 in

 Königstein/Taunus, 

1975 in Berlin und 1980 wieder in Königstein/Taunus). Die ersten fünf Konferenzen wurden voll vom Bundesjugendministerium finan-

ziert, Teilnehmer/innen mussten nur die Reisekosten tragen.

Auch bei der Betreuung der Amerikaner/innen, die zum deutschen Gegenprogramm in kamen, setzten sich deutsche CIP-Teilneh-

mer/innen aktiv ein. Das Gesamtprogramm wurde anfangs von Anita Gerdes, später von Werner Jahnke begleitet (sie waren von

ihren Arbeitgebern jeweils für drei Monate freigestellt – ihr Gehalt übernahm während dieser Zeit das Bun-desministerium). Während 

des Arbeitseinsatzes, der in verschiedenen Bundesländern abgeleistet wurde, kümmerten sich CIP-Teilnehmer/innen, bzw. CIF-

Mitglieder ehrenamtlich um die Gäste, luden sie in ihre Familien ein und organisierten Wochenendprogramme.

Deutsche CIF-Mitglieder arbeiteten auch in der internationalen CIF aktiv mit. Sie stellten von 1991-1993 mit Helmut Oeckl den 

Präsidenten, mit Adolf W. Pilgrim (1962-1968) und Siegfried Grommek (1975-1980) zweimal den Kassenwart und mit Gisela

Senssfelder (1960-1971), Sigrid Herzog (1975-1980) und Helmut Oeckl (1989-1991) dreimal die Sekretärin, bzw. den Sekretär. 

Hervorzuheben ist, dass Herbert Schüttler im April 1999 auf dreißig Jahre gewissenhafte Arbeit als Kassierer des deutschen

Vereins zurückblicken konnte.                                                  

  

Zweck und Ziele der CIF/G waren und sind:

 

-         Die Verbindung zwischen den Teilnehmer/innen des CIP durch persönliche Kontakte, Konferenzen und Seminare,

      sowie durch Veröffentlichung in einer Zeitschrift aufrecht zu halten. Weiterhin soll dieMöglichkeit zur Weiterbildung und zum 

      Aus tausch von Berufserfahrungen geschaffen werden.   

-         Das CIP bei der Anwerbung und Auswahl neuer Bewerber für das Programm zu unterstützen.

-         Technische Hilfe in den Entwicklungsländern auf dem Gebiet der Jugend- und Sozialarbeit durch ehemalige Teilnehmer/innen 

      zu fördern.                                                               

-         Einladungen an amerikanische Jugend- und Sozialarbeiter/innen zum Gegenbesuch in Ländern, die am CIP teilgenommen 

      haben, zu vermitteln und zu fördern. 

 

Als Anmerkung sei erwähnt, dass 1999 nach einem Bescheid des Finanzamtes Bochum Süd die Steuerbegünstigung auf Grund 

folgender Punkte ausgesprochen wurde:

-         Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe

-         Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des

 Völkerverständigungsgedankens.                  

 

Nach deutschem Vereinsrecht muss jedes Jahr eine Mitgliederversammlung stattfinden, daher wurde zwischen den internationalen 

Konferenzen jeweils ein deutsches Treffen mit Vorstandswahlen und eventuell fachlichem Programm durchgeführt.

 

Ende der Sechzigerjahre betraute das deutsche Jugendministerium die Victor-Gollancz-Stiftung mit der Auswahl der deutschen 

Teilnehmer/innen für das Programm in den USA, sowie mit der Gestaltung und Durchführung des Gegenprogramms. Leider lehnte 

die Stiftung jede Zusammenarbeit mit der CIF/G ab. Als die Stiftung dann Konkurs anmelden musste, übernahm die Arbeitsgemein-

schaft  für Jugendhilfe (AGJ) – ein bundeszentraler Zusammenschluss von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe – die 

Organisation. Der persönliche Kontakt zu den Teilnehmer/innen am CIP war dadurch leider nicht mehr gegeben.

Zur Zeit arbeitet die CIF/G daran ein eigenes deutsches Programm für ausländische Teilnehmer/innen vorzubereiten.

 

Neben den offiziellen Aktivitäten zählt aber wohl am meisten das menschliche Miteinander. Wenn ausländischer Besuch kommt ist

 es in der Regel nicht schwer Unterkunft für ihn zu finden oder/und ein fachliches und touristisches Besuchsprogramm zu

 organisieren.